Am Montag fand bereits zum dritten Mal in 2016 der SPD-Themenstammtisch im Jürgen-Rodehorst-Haus statt. Die Kommunalwahlkandidat*innen Christiane Gersemann, Matthias Paul und Karl-Heinz Dralle hatten zum Thema "Burgdorf wächst - Ihre Ideen für unsere liebenswerte Stadt" eingeladen.

Christiane Gersemann erläutert das Gesamtthema. "Burgdorf wächst" - gegen den Trend! Viele Menschen kommen zum Leben, Wohnen und Arbeiten nach Burgdorf. Beim Zuzug von Personen und der Neuansiedlung von Unternehmen steht die Stadt insbesondere in Konkurrenz zu anderen Orten innerhalb der Region und im Umfeld, also zum Beispiel in den Landkreisen Celle, Peine und Gifhorn. Burgdorf muss ein großes Interesse daran haben, seine Attraktivität weiter zu verbessern. Alle Bereiche der Stadt sind betroffen, insbesondere Wohnen, Verkehr und alles, was sich rund um den Begriff "Lebensqualität" subsummieren lässt. Dabei stehen heute nicht nur die "harten" Standortfaktoren wie Verkehrsanbindung und Arbeitsmarkt sondern auch die "weichen" Standortfaktoren wie Familienförderung, Dienstleistungseinrichtungen, Kitas, Schulen, Schwimmbäder und Büchereien im Interesse der potentiellen Neubürger.

Zunächst stellten die Veranstalter kurz die drei Themen "Wohnen", "Verkehr" und "Lebensqualität" vor. Danach wurden im Plenum Ideen notiert und anschließend mit kurzen mündlichen Erläuterungen den Themenbereichen zugeordnet. Die Ideen weisen weit über kurzfristige Kommunalwahlthemen hinaus und sind auch nicht allein durch die Kommunalpolitik umsetzbar, wie die langjährigen Kommunalpolitiker*innen Christiane Gersemann und Michael Rheinhardt betonten.

Beim Thema "Wohnen" wurde die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum als zentrale Forderung identifiziert. Die kann zum Beispiel im Rahmen der Bauleitplanung umgesetzt werden, so dass Flächen insbesondere für Wohnungsbaugenossenschaften interessant sind. Der Mindestabstand zu Windenergieanlagen soll beachtet werden, die Region sieht derzeit 800m, die Stadt 1000m als ausreichend an. Auch die Lückenbebauung in vorhandenen Wohnlagen sollte konsequent durchgeführt werden. Ein Thema der Zukunft ist auch der Hochwasserschutz bei in Deutschland inzwischen verstärkt auftretenden Extremwetterlagen.

Beim Thema "Verkehr" wurde insbesondere über die Belastung der Innenstadt diskutiert. Wie können wir die Aufenthaltsqualität verbessern? Langfristig wird Autofahren teurer und muss daher durch öffentliche Verkehrsmittel und insbesondere das Radfahren ersetzt werden. Auf der Marktstraße sollten daher aus PKW-Parkplätzen Fahrradparkplätze, insbesondere auch für Lastenräder oder Räder mit Anhänger werden. Mehrere Diskussionsteilnehmer sehen eine Lösung im Konzept "Shared Space", bei dem sich alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt den Verkehrsraum teilen. Dann könnten alle Verkehrsschilder abgebaut werden, als Modell dient die Innenstadt des kleinen niedersächsischen Städtchens Damme. Ein besonderes Problem bleibt der Fußgängertunnel am Bahnhof, in dem Radfahrende immer wieder gefährliche Situationen verursachen.

Vom Thema "Verkehr" ist es nicht weit zum großen Thema "Lebensqualität". Dabei wurde ein Regelkreis identifizert: Ein attraktives Umfeld schafft Kaufkraft und begünstigt so Neuansiedlung von Unternehmen, die über neue und qualifizierte Arbeitsplätze wiederum die Kaufkraft erhöhen. Stete Aufmerksamkeit benötigt das äußere Erscheinungsbild, wie Blumenkästen und Grünzonen. Die Sportmöglichkeiten müssen auch für zur Zeit nicht populäre Sportarten erweitert werden. Bei der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen über die Ansiedlung neuer Betriebe ist die Kommunalpolitik auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Wirtschaft angewiesen. So lohnt ein Wettbewerb um die niedrigste Gewerbesteuer nicht, da für ansiedlungswillige Unternehmen die Höhe der Gewerbesteuer nur einer von vielen Standortfaktoren darstellt. Die Stadt kann daher zwar Angebote wie Gewerbegebiete für Unternehmen schaffen, die tatsächliche Ansiedlung und somit die Schaffung attraktiver Arbeitsplätze kann nur vom Unternehmen ausgehen.

Zum Schluss der Veranstaltung bedankte sich Christiane Gersemann für die vielen Ideen. Matthias Paul sieht die Veranstaltung als Modell für eine noch bessere Bürgerbeteiligung.

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